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Räucherwerk – das sind Räucherstäbchen und -kegel, Räucherpapiere und -stengel, Räuchertäfelchen und -bänder und Duftsäckchen und -kissen. Heute bekommt man Räucherwerk in dieser Form auf jedem Weihnachtsmarkt. Manches davon kann man einfach auf die althergebrachte Weise selbst herstellen und benötigt dafür nur ein wenig Geschick. Anderes ist durch unsere modernen Materialien von der Herstellung her schnell und einfach. Das Resultat ist auf jeden Fall etwas ganz Individuelles – entweder für die eigene Wohnung oder als Geschenk. Und wer mag, kann das Ganze sogar auf Weihnachtsmärkten und Basaren verkaufen.
Inhalt
Sicherheit geht vor!
Bitte beachte, dass diese Rezept schon sehr alt sind und vielleicht nicht so funktionieren, wie wir es gewohnt sind.
Beachte bitte, dass ätherische Öle eine Wirkung auf deinen Körper und deine Psyche haben können!
Ebenfalls sehr wichtig: Wenn du mit Feuer hantierst, musst du ganz besonders vorsichtig sein, denn ätherische Öle sind brennbar.
Wenn du diese Rezepte also ausprobierst, handelst du auf eigene Gefahr. Ich übernehme dafür keine Verantwortung.
Räucherpapier
Räucherpapiere werden in zweierlei Weise verwendet: Entweder mal zündet sie an und lässt sie verglimmen, oder man erwärmt sie auf einer heißen Platte.
In letzterem Falle tränkt man gutes Schreibpapier durch Bepinseln oder Eintauchen mit einer stark harzhaltigen Räucheressenz; im ersten Falle dagegen wird ein etwas poröses Papier zuerst mit einer mäßig starken Salpeterlösung getränkt und dann, nach dem Trocknen mit Räucheressenz überzogen. In beiden Fällen wird gewöhnlich die Gebrauchsanweisung auf das Papier gedruckt.
Rezepte für eine harzhaltige Räucheressenz
Benzoe, Tolubalsam oder Perubalsam und Weihrauch zu gleichen Teilen werden bei niedriger Temperatur vorsichtig geschmolzen, dann mit etwa dem gleichen Gewicht einer Räucheressenz vermischt und noch warm auf starkes Schreibpapier gestrichen.
Die einfachste Art, Räucherpapiere selbst herzustellen, dürfte aber sein, einfach flammhemmendes Papier mit ein paar Tropfen Duftöl zu versehen.
Früher hat man es im Grunde nicht anders gemacht – allerdings musste man sich das flammhemmende Papier selbst herstellen. Dafür gab es verschiedene Rezepte, die man natürlich auch heute noch verwenden kann.
Räucherpapier nach Askinson
Am einfachsten dürfte heutzutage Alaun zu besorgen sein (Räucherpapier nach Askinson). Dies löst man in heißem Wasser auf (1:10) und zieht einen Streifen saugfähiges Papier hindurch (also eher billiges Druckerpapier als hochwertiges Fotopapier). Dann hängt man es zum Trocknen auf. Anschließend kann man es entweder mit einigen Tropfen ätherischem Öl beduften oder man hält sich an das Originalrezept und löst einen Teil Benzoe, einen Teil Tolubalsam, einen Teil Tonkabohnenessenz und einen Teil Vetiveressenz in 3 Teilen Spiritus (95 %) auf und streicht diese Mischung auf das Papier.
Alternativ dazu kann man beim Basteln das Papier zuerst mit einer Salpeterlösung (1:10) tränken. Auch dieses Papier wird nach dem Trocknen beduftet. Das fertige Räucherpapier wird in schmale Streifen geschnitten und angezündet. Dann wird die Flamme sofort wieder ausgeblasen. Das Papier glimmt nun unter Funkensprühen weiter und verbreitet einen sehr angenehmen Geruch. Allerdings ist Salpeter nicht ganz einfach zu bekommen und außerdem alles andere als ungefährlich bei der Verarbeitung. Im Originalrezept wird das getrocknete Papier dann mit einer Duftmischung aus 75 Teilen Benzoe, 50 Teilen Sandelholz, 50 Teilen Weihrauch, 5 Teilen Lemongrasöl, 5 Teilen Vetiveressenz und 25 Teilen Spiritus (95 %) bestrichen.
Räucherpapier nach Dieterich
Beim „Räucherpapier nach Dieterich“ wird ebenfalls einfaches Schreibpapier verwendet, das – je nach gewähltem Duft – das ganze Jahr über zum Einsatz kommen kann. Genau wie bei der oben genannten Salpeterlösung sind allerdings auch hier die Zutaten etwas problematisch, denn es werden dafür Benzoe und Storax in Spiritus und Äther aufgelöst, durchgesiebt, mit einer Räucheressenz (Duftmischung) und Essigsäure vermischt und dann auf starkes Schreibpapier gestrichen. Die Bogen werden auf Schnüren getrocknet, nachher in Stücke von gewünschter Größe geschnitten und, um das Zusammenkleben zu vermeiden, mit Talkum abgerieben.
Wenn man einmal angefangen, Räucherpapiere und Räuchertafeln zu basteln, benötigt man auch verschiedene Räucheressenzen. Hier ein Rezept für eine blumige Essenz.
Rezept für eine Blumen-Räucheressenz
- Pommeranzenöl 7,5 Teile
- Geraniumöl 5,0 Teile
- Nelkenöl 2,5 Teile
- Lavendelöl 5,0 Teile
- Cumarin 3,0 Teile
- Moschuswurzeltinktur 50,0 Teile*)
- Tolubalsamtinktur 60,0 Teile
- Benzoetinktur 60,0 Teile
- Veilchenwurzeltinktur 125,0 Teile
- Vanilletinktur 125,0 Teile
- Heliotropextrakt 250,0 Teile
- Spiritus 310,0 Teile
Heliotropextrakt ist heutzutage nicht frei verkäuflich. Als Alternative könnte man einen Duft wählen, der vanilleartig ist.
Räucherband
Für die Benutzung dieses Räucherbandes hatte man früher eigene Lämpchen oder Vasen, in deren Deckeleinschnitt das Band genau hineinpasste. Es wurde beim Gebrauch ein Ende herausgezogen und, wie beim „verbrennlichen Räucherpapier“, zum Verglimmen gebracht. Für das Basteln des Bandes benötigt man außer einer Räucheressenz noch ein Baumwollband und eine Salpeterlösung.
Zuerst wird schmaler Flachdocht aus Baumwolle mit einer Salpeterlösung (1:10) getränkt und nach dem Trocknen in eine beliebige, aber recht kräftige Räucheressenz getaucht. Nach dem abermaligen Trocknen wird das Band aufgerollt.
Anstelle einer besonderen Lampe oder Vase kann ich mir vorstellen, dass man einfach eine Petroleumlampe statt dessen verwendet. In die Petroleumlampe kommt natürlich nur das Band als Räucherwerk – Petroleum wird nicht in die Lampe gefüllt.
Räuchertäfelchen
Räuchertäfelchen werden aus gebranntem Gips gegossen, der mit groben Bimssteinpulver vermischt wird. Dafür vermischt man 25 Teile grobes Bimssteinpulver mit 75 Teilen Gips und rührt das Ganze mit Wasser zu einem dünnen Brei an. Dieser wird in Gießformen gefüllt und muss dort aushärten. Wenn der Gießling entformt wurde, tränkt man ihn mit Räucheressenz. Nachdem er oberflächlich getrocknet ist, wird er in Alufolie eingepackt und bekommt einen Anhänger mit Gebrauchsanweisung. In Zeiten von Shabby Chic und Vintagebasteleien passt vielleicht die Original-Anleitung gut auf einen schön gestalteten Anhänger:
„Man lege das Täfelchen in oder auf den Ofen an eine nicht zu heiße Stelle und belasse es daselbst so lange, bis die Räucherung hinreichend ist. Man schlage es dann wieder in Staniol ein und bewahre es für den nächsten Gebrauch auf.“
Duftkissen oder Duftsäckchen
Auch Duftkissen oder Sachets gehören zu Räucherwerk und lassen sich sehr einfach selbst herstellen. Es werden zuerst kleine Säckchen aus bunten Stoffen hergestellt, bei denen die obere Seite offen gelassen wird. Dann wird ein Duftpulver (Rezepte weiter unten) zwischen dünne Wattenschichten eingebettet, das Ganze in dünnes Seidenpapier eingeschlagen und in das Stoffsäckchen gelegt, das anschließend entweder als Duftkissen zugenäht oder als Duftsäckchen zugebunden wird.
Statt Seidenpapier kann man auch eine schöne Papierserviette verwenden und statt einem Stoffbeutel ein Organzabeutelchen – Serviettenmotiv und die Farbe des Organzas sollten natürlich zusammenpassen.
Duftpulverrezept „Frangipani“
- Veilchenwurzelpulver 850 Teile
- Sandelholzpulver 50 Teile
- Vetiverwurzelpulver 100 Teile
- Rosenöl 2 Teile
- Orangenblütenöl 2 Teile
- Sandelholzöl 2 Teile
- Moschustinktur 1 Teil*)
- Zibethtinktur 2 Teile*)
Dieses – und auch das folgende Rezept für Räucherwerk sind mehr als 100 Jahre alt. Die Mengen waren für Leute gedacht, die die Mischungen bzw. die Duftsäckchen oder -kissen verkauften – zum Beispiel in Friseurgeschäften. Wer also nicht gerade auf den Markt geht oder einen Onlineshop betreibt, sollte die Mengen verringern.
Duftpulverrezept „Jokey Club“
- Veilchenwurzelpulver 500 Teile
- Stärkemehl 250 Teile
- Rosenblätterpulver 250 Teile
- Geraniumöl 5 Teile
- Bergamottöl 5 Teile
- Moschustinktur 10 Teile*)
- Zibethtinktur 5 Teile*)
- Patchouliöl 5 Teile
Duftpulverrezept „Sachet a la Violette“
- Veilchenwurzelpulver 500 Teile
- Stärkemehl 500 Teile
- Veilchenwurzelöl 5, Teile
- Geraniumöl 2 Teile
- Bergamottöl 3 Teile
- Bittermandelöl 2 Trpf.
- Moschustinktur 5 Teile *)
*) Statt Moschus und Zibeth verwendet man heute künstliches Moschus- und Amberöl.
Duftölmischung für die Duftlampe oder zum Beduften von Badesalz und Co.
Verwendet man „moderne“ Duftmischungen, kann diese entweder in die Duftlampe packen, Veilchenwurzelpulver als Träger für die Herstellung von Duftkissen verwenden oder die Mischungen auf Räucherpapiere aufbringen. Hier ein etwas neueres Rezept für Räucherwerk (wobei es hier – im Gegensatz zu den vorherigen Rezepten – um eine sehr kleine Menge fertige Ölmischung handelt) dafür:
Rezept „Orient“
Dieser Duft hat eine sehr entspannende Wirkung.
- 3 Tropfen Sandelholz
- 2 Tropfen Rose
- 1 Tropfen Neroli
- 2 Tropfen Ylang-Ylang
Für diese Duftmischung verwendet man reine ätherische Öle. Dann kann man sie sogar für das Beduften von Badesalzen oder anderen Körperpflegemitteln verwenden.
Umgang mit den ätherischen Ölen und Räucherwerk
Generell sollte man bei der Verwendung von ätherischen Ölen und Parfümölen für Räucherwerk darauf achten, dass die Öle eine gute – besser noch sehr gute – Qualität haben. Gerade bei ätherischen Ölen ist dies doppelt wichtig. Denn diese Öle duften nicht nur gut, sondern haben zum Teil auch eine große Wirkung auf den Körper. Sie können daher gezielt gegen verschiedene „Wehwehchen“ eingesetzt werden. Sie können aber auch Kopfschmerzen, Nervosität oder Übelkeit auslösen.
Aber auch bei Parfümölen gibt es große Unterschiede, denn diese Öle werden für unterschiedliche Verwendungszwecke hergestellt und dementsprechend mit Lösungsvermittlern gemischt. Nicht jedes Parfümöl eignet sich also für die Herstellung von Räucherwerk. Ein Öl, das für kosmetische Zwecke hergestellt wurde, sollte zum Beispiel nicht verbrannt werden. Das gleiche gilt für Waschmittelparfüm (ja, auch Waschmittelparfüm kann so toll duften, dass man es am liebsten in die Duftlampe packen würde) oder Parfümöle, mit denen man sich bekannte Parfümmarken nachmachen kann. Bei all diesen Ölen handelt es sich nicht um reine Öle, sondern es wurden Fixierer und andere Trägersubstanzen hinzugefügt, bei denen wir nicht wissen, ob und wenn ja, wie, sie reagieren, wenn sie verbrannt werden. Ja… wenn wir ehrlich sind, wissen wir ja nicht einmal, welche Substanzen verwendet wurden und allein deshalb heißt es schon: „Vorsicht ist die Mutter der Porzellankiste.“
Generell sollte man aber auch daran denken, dass nicht alles, was „künstlich“ ist, zwangsläufig auch schlecht ist. Wichtig ist aber, dass man sich an den ursprünglichen Verwendungszweck hält, damit man sich nicht aus Versehen gesundheitlichen Schaden zufügt.
Weitere Anleitungen, Ratschläge und Tipps
- Duftsachet für den Kleiderschrank
- Räucherlack und Räucherwachs – oder Duftstengel selber machen
- Einige Tipps, wann du welche Öle nicht verwenden solltest, findest du in unserem Artikel 10 Tipps für den sicheren Umgang mit ätherischen Ölen.
- Einige Vorschläge, welche ätherischen Öle man gut miteinander mischen kannst, gibt es unter Rezepte für weitere Duftmischungen.
- Viele weitere Ideen zu Räucherwerk findest du auf unserem Pinterestboard „Basteln mit Duft“
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