Kaum ein Getränk ist in Deutschland so beliebt wie Kaffee. Jeden Tag fließt Kaffee literweise in deutschen Büros, Werkstätten und Universitätscafés. Dabei hat Kaffee nicht den besten Ruf, wenn es um Umweltschutz geht. Und unsere neuen Kaffee-Gewohnheiten machen alles nur noch schlimmer. Zu den Problemen des Anbaus und des Transports des Kaffees kommen jetzt noch gewaltige Müllberge von unseren Kaffeekapseln und -pads dazu.
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Wir haben uns über die letzten Jahre angewöhnt, immer und überall frischen und vor allem perfekt zubereiteten Kaffee für eine Tasse zu erwarten. Auch zuhause haben in immer mehr Haushalten die beliebten Kaffeeautomaten Einzug gehalten, die wunderbaren Kaffee aus Kapseln oder Pads produzieren. Doch die Müllberge, die diese Zubereitungsformen verursachen, sind ebenso groß wie die Bequemlichkeit, die sie bieten. Aber gibt es nicht andere Wege, wie man Zuhause bequem wunderbaren Kaffee kochen kann, ohne gewaltige Abfallberge zu produzieren?
Wer nicht auf die Kaffeekapsel verzichten mag: Wiederverwendbare Kapseln
Die Kapselautomaten sind ohne Frage eine ungemein praktische Erfindung. Vorausgesetzt, dass der Wassertank der Maschine voll ist, muss man nur die Kapsel einlegen, eine Tasse unter den Ausguss stellen und auf einen Knopf drücken – und schon hat man eine Tasse wunderbaren Kaffees vor sich stehen.
Aber zurück bleibt die leere Kapsel, und davon sogar richtig viele. Allein schon das Verhältnis von 2,5 Gramm Aluminium oder Kunststoff für die Kapsel auf 6,5 Gramm Kaffee ist haarsträubend. So entstehen gewaltige, kaum recyclebare Müllberge.
Wer dennoch nicht auf das Kapselsystem verzichten möchte, der kann auf nachhaltige Bio Kaffeekapseln umsteigen und so die Umwelt entlasten. Außerdem gibt es bereits verschiedene Systeme von wiederverwendbaren Kapseln, die nach dem Gebrauch nur noch aufgefüllt werden müssen. So entsteht mit einem Mal überhaupt kein Müll mehr durch die Kaffeekapseln.
Auf Coffee-to-go verzichten oder einen Becher mitbringen
Ein weiteres Problem, das Unmengen an Müll in Deutschland produziert, sind die unzähligen Coffee-to-go Becher. Diese Coffee-to-Go Becher sind innen mit einer Kunststoffschicht überzogen, weswegen sie nicht einfach wie Papier recycelt werden können. Stattdessen landen auch sie auf unseren Müllhalden, wo sie bis in alle Ewigkeit verbleiben werden.
Erste Anbieter von Kaffee zum Mitnehmen bieten selbst Kaffeebecher an, die man wiederverwenden kann, oder akzeptieren Becher, die die Kunden selbst mitgebracht haben. Einzelne Städte und Gemeinden in Deutschland haben Konzepte von stadtweiten Pfandsystemen von Kaffeebechern aufgelegt. So wird schon viel Müll reduziert. Eine andere Möglichkeit ist natürlich auf den Coffee-to-Go ganz zu verzichten. Entweder kann man sich den Kaffee in einer Thermoskanne oder Thermobecher selbst mitnehmen, oder sich für den Kaffee-Genuss kurz in einem Café hinsetzen. Oder man macht es wie die Italiener und trifft sich mit Freunden für zehn Minuten auf einen schnellen Kaffee im Stehen an der Theke. So gewinnt man Lebensqualität und reduziert Müll.
Zurück in die Küche: French Press und Bialetti
In den meisten Küchen, in den noch keine Kapselmaschine Einzug gehalten hat, steht heute eine Filterkaffeemaschine. Auch hier fällt Müll an – in Form von Kaffee-Filtern. Zugegeben, dieser Müll ist nicht besonders dramatisch, denn die meisten Kaffeefilter sind kompostierbar, aber man kann Kaffee auch ganz ohne Müll aufbrühen.
Wirklich, Kaffeekonsum ist ganz ohne Müll möglich. Dafür muss man den Kaffee nur in einem Unverpacktladen kaufen. Aber selbst wer das nicht möchte oder kann, kann Müll, der beim Kaffeekochen entsteht, ganz vermeiden. Denn bei Verwendung einer French Press oder einer Bialetti-Kanne entsteht gar kein Müll.
In einer French Press wird das gemahlene Kaffeepulver direkt in die Kanne gegeben und mit heißem Wasser überbrüht. Nach dem Umrühren kann der Kaffee je nach Geschmack länger oder kürzer ziehen, bis das Kaffeepulver mit dem Stempel der French Press nach unten gedrückt wird. Nach dem Kaffeekonsum wird die Kanne gereinigt und es bleibt lediglich der Kaffeesatz zurück.
Auch bei einer Bialetti-Kanne bleibt nur der Kaffeesatz zurück. In Deutschland werden die kleinen Kannen aus Italien oft als Espressokanne beschrieben, aber das ist nicht ganz richtig. Schließlich entsteht mit Hilfe dieser Kannen kein Espresso, sondern nur starker Kaffee. In die untere Hälfte der Kanne wird Wasser eingefüllt und in das kleine Sieb darüber das gemahlene Kaffeepulver. Wenn das Wasser zum Kochen gebracht wird, steigt das Wasser unter niedrigem Druck durch das Kaffeepulver auf und oben sammelt sich in der Kanne himmlisch leckerer Kaffee.
Bei der Verwendung einer türkischen Mokka-Kanne bleibt ebenfalls kein Abfall zurück. Auch hier bleibt nur der Kaffeesatz übrig.
Das Schöne an diesen beiden Systemen ist, dass man immer genau so viel Kaffee kochen kann, wie man gerade braucht. So gibt es auch bei nur einer Tasse den perfekten Kaffee.
Kaffeesatz ist kein Abfall!
Anders als viele Menschen glauben, muss man Kaffeesatz nicht in den Müll geben. Denn Kaffeesatz ist ein wunderbarer Pflanzendünger. Wer möchte, kann seinen Kaffeesatz einfach mit ein bisschen Wasser verdünnen und mit diesem seine Zimmer- und Balkonpflanzen gießen.
Kaffee aromatisieren für noch besseren Geschmack
Wer seinen Kaffee zuhause mit eine French Press, einer Bialetti- oder einer Mokka-Kanne selbst kocht, der kann bares Geld für Kaffeefilter, Kapseln oder Coffee-to-Go sparen. Aber es geht noch besser: Schließlich kann man zuhause seinen Kaffee mit den richtigen Gewürzen noch ein bisschen aromatisieren und verbessern.
Beim einfachen Klassiker aus Italien wird ein kleiner Schuss Amaretto (Bittermandellikör) in den Kaffee gegeben. Wer es ein bisschen feiner und alkoholfrei mag, der kann beispielsweise einen herrlichen Winterkaffee mit Zimt und Kardamom zaubern. Am besten wird das Ergebnis, wenn man die Zimtstangen und die Kardamomkapseln kurz vorher selbst mahlt. Wer seinen Kaffee selbst mahlt, der kann die klein gebrochenen Zimtstangen und die Kardamonkörner direkt mit in die Mühle geben. So entsteht ein herrlich warmer Kaffee für kalte Herbst- und Wintertage.
Wer Inspiration für Kaffeespezialitäten sucht, der sollte sich in Österreich umsehen. In keinem Land der Welt gibt es so viele unterschiedliche Kaffeespezialitäten. Das liegt unter anderem an der Nähe Österreichs zur Türkei, sodass der türkische Kaffee schon früh in Österreich bekannt wurde.
Unter den Spezialitäten befindet sich zum Beispiel der sogenannte Einspänner, wie ihn Kutscher einst getrunken haben. Der starke Mokka wird in ein Glas oder eine großen Becher mit Henkel gegeben und oben auf kommt eine dicke Schicht Schlagsahne mit Puderzucker. Mit dieser Schicht Sahne bleibt der Kaffee auch während einer langen Pause im Winter heiß und der Mokka kann durch die Sahneschicht getrunken werden.
Bild von Sofia Iivarinen auf Pixabay