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Meine erste Begegnung mit Cosplay war … hmm … schon eine Geschichte für sich. Ich hatte noch nie vorher etwas davon gehört und als ich dann das erste Mal etwas davon mitbekam, wusste ich gar nicht, um was es eigentlich ging. Das erste junge Cosplay-Mädchen, das ich sah, sah ich nämlich im Fernsehen und es entlockte mir ein innerliches – also verstecktes – „Tststs…“. Zu unrecht, wie ich später feststellte – denn der Beitrag im Fernsehen stellte das junge Mädchen und ihre Mutter in einem ganz falschen Licht dar.
Die ganze Geschichte fing so an, dass ich eine „Reportage“ im Fernsehen über ein Mädchen, das als Puppe lebte und seine Mutter, die ihr das erlaubte, sah. Ich glaube, dieser Satz zeigt schon, dass es in der Reportage eigentlich nur darum ging, bei allen Müttern ein „Tststs…“ herauszukitzeln… Als Mutter von drei Töchtern dachte ich mir: O.k., ich habe die drei auch weitgehend machen lassen, aber das, was diese Mutter da macht (und auch was die Tochter macht, die sogar noch erzählte, dass sie irgendwann davon leben wollte), geht doch irgendwie zu weit… Tststs…“ Eigentlich bin ich gar nicht der Typ, der alles glaubt, was im Fernsehen gezeigt wird, aber irgendwie hat dieses Filmchen meine „Gute-Mutter-Instinkte“ angesprochen, und das auf eine Art und Weise, die ich im nach hinein sehr unfair finde.
Aufgeklärt wurde ich dann einige Wochen später, als ich mit meinem Mann zum Japantag nach Düsseldorf fuhr – in der Hoffnung, dass es dort noch etwas anderes zu Sehen gäbe als Origami und Ikebana. In dieser Hinsicht wurde ich allerdings ziemlich enttäuscht. Nicht nur, dass die Vorführungen der verschiedenen Kunsthandwerke nicht wirklich interessant waren, auch die Verkaufsstände, auf die ich eigentlich gehofft hatte (ich wollte mir so gerne eine Bento-Box kaufen) waren eine Enttäuschung.
Aber – so weit bin ich ja eigentlich noch gar nicht. Zuerst einmal kamen wir in Düsseldorf am Hauptbahnhof an und sahen plötzlich relativ viele junge Frauen und Männer, die – wie Puppen aussahen und kostenlose „hugs and kisses“ (Umarmungen und Küsse) verteilten. Ich fand das Ganze zwar schon bemerkenswert, brachte es allerdings noch nicht mit dem „Puppenmädchen“ aus dem Fernsehen in Verbindung.
Dies geschah erst, als wir auf dem Veranstaltungsgelände waren, denn dort wimmelte es nur so von „Puppen“.
Cosplay hat etwas mit Mangas, Comicfiguren und Videospielen zu tun. Was es genau ist, wird hier erklärt – ich möchte lieber noch beschreiben, wie die Cosplayer auf mich wirkten: Viele junge Leute (und auch ein paar nicht mehr ganz so junge), die es genossen, Gleichgesinnte zu treffen und ihre Kostüme zu präsentieren. Die jungen Leute waren es ganz eindeutig gewohnt, angestarrt zu werden – und ganz ehrlich, ich musste die ganze Zeit über gucken… Sie saßen in Gruppen auf der Wiese und unterhielten sich und die Atmosphäre war absolut friedlich… Und jetzt verstand ich es auch ein bisschen besser, warum an den Verkaufsständen vor allen Dingen Comics, Mangas und spezielle Stifte für das Malen von Mangas erhältlich waren – es gab sogar die Möglichkeit, sich das Zeichnen von Mangas relativ ausführlich erklären zu lassen.
Als wir wieder nach Hause fuhren, mussten wir am Bahnhof erst einmal eine Weile auf den Zug warten. Neben mir auf der Bank saßen einige männliche Cosplayer, die ebenfalls auf den Zug warteten. So hatte ich die Gelegenheit, mir ihre „Waffen“ und Kostüme etwas genauer anzusehen und meinte immer wieder ganz aufgeregt zu meinem Mann: Die basteln die Waffen selbst – das ist MEINE Zielgruppe – alles Bastler hier. 🙂 Mein Mann hielt mich zwar für leicht verrückt, aber ich war mir total sicher. Kurz darauf sagte dann auch einer der jungen Männer zu einem anderen, dass er sich für nächstes Jahr dieses oder jenes basteln wollte und überlegte laut, welches Material er wohl dafür benötigen würde. Ich hatte also recht! Alles Bastler!
Als wir wieder zu Hause waren, habe ich mich dann natürlich erst einmal im Internet schlau gemacht. Zuerst habe ich einige Shops gefunden, in denen es thermoplastisches Material gab (habe ich mir natürlich direkt bestellt, denn da muss man doch auch noch andere Dinge mit basteln können). Die Foren, die ich gefunden habe und vor allen Dingen die Anleitungen für Kostüme und die Bilder der fertigen Kleider und Utensilien waren teilweise absolut phantastisch. So etwas kann ich nicht basteln – zum Teil sind das regelrechte Kunstwerke.
Bastelanleitungen für Cosplayer wird es daher wohl eher nicht auf bastelfrau.de geben. Allerdings werde ich wohl eine Linkrubrik dafür einrichten…Mal sehen… und bei Pinterest habe ich auch schon einiges dazu gefunden….
Wenn ich jetzt noch einmal an diese „Reportage“ im Fernsehen denke, dann gilt das „Tststs…“ nur noch mir selbst. Wie konnte ich nur…? Das Mädchen, das wie eine Puppe lebt, ist eine Cosplayerin, die u.a. auch Videos ins Internet stellt und das Ganze recht professionell „lebt“. Jetzt, wo ich weiß, worum es geht, kann ich mir gut vorstellen, dass sie damit auch Geld verdienen kann.
Was die Mutter angeht, über die ich innerlich den Kopf geschüttelt habe: Toll, dass sie die Interessen ihrer Tochter unterstützt und sie nicht ausbremst. Denn Cosplay ist eine friedliche und kreative Jugendbewegung – und da gibt es ganz andere Dinge, über die Leute wie ich den Kopf schütteln sollten!
Und es hat sich wieder einmal gezeigt, dass man nicht alles glauben sollte, was im Fernsehen gezeigt wird. Da werde ich in Zukunft wohl noch vorsichtiger sein müssen…
Bild von jcarloshep0 auf Pixabay