Eine sorgfältig aufgebrachte Kette ist die Grundbedingung für ein schönes Gewebe. Darum müssen wir diese Arbeit mit großer Sorgfalt und Aufmerksamkeit erledigen. Die hierbei aufgewandte Mühe lohnt sich dann aber auch. Ehe wir mit der Arbeit beginnen, müssen wir uns zunächst über einige Fragen klar werden. Wir müssen wissen, was weben wollen, und ob wir vielleicht gleich mit derselben Kette mehrere Stücke hintereinander weben können. Das Scheren und Aufbringen der Kette ist nämlich eine etwas schwierige Arbeit. Die Länge der Kett spielt dabei keine wesentliche Rolle. Wenn wir die Kette gleich für mehrere Stücke ausreichend vorsehen, können wir uns viel Arbeit sparen. Dann müssen wir uns das Material aussuchen. Dabei wollen wir daran danken, dass z. B. weiche, leicht gedrehte Wolle wegen der starken Dehnbarkeit und Raffiabast wegen der kurzen Fäden nicht für lange Ketten geeignet sind. Zur gewünschten Breite der vorgesehenen Arbeit müssen wir ungefähr 1/10 hinzurechnen, da durch das „Einweben“ im Verlauf der Arbeit die Breite schwindet. Wir übertragen diese Gesamtbreite auf den Kamm, zählen die Löcher und Schlitze ab und wissen nun, wie viel Kettfäden wir benötigen. Zu der Länge der vorgesehenen Arbeit müssen wir folgendes hinzurechnen:
1. Für Abfall, der beim Einlegen der Fäden in die Schlitze des Warenbaumes und am Kettbaum entsteht, da man die Kette nicht bis zum Schluss abweben kann, 10 bis 15 cm.
2. Für normalen Längenschwund beim Weben je nach Bindungsart für 100 cm Weblänge ungefähr 20 bis 25 cm bei Leinen, einschließlich Panama und Cannelé, 5 bis 10 cm bei Kettrips, bei Schussrips etwas mehr.
3. Für die Zwischenräume zwischen den einzelnen Stücken jedes mal 10 bis 15 cm.
Aus diesen Zuschlägen und der beabsichtigen Länge der Arbeiten erhalten wir erst die Gesamtlänge der Kette.