Wie wir schon gesehen haben, genügt zum Herstellen großer Arbeiten der Flechtrahmen nicht. Man baut sich dann lieber einen größeren Webrahmen mit Kamm (Abb. 22), auf dem man breitere und beliebig lange Stoffe weben kann.
Abb. 22. Webrahmen mit Kamm
Die Abmessungen des Rahmens richten sich nach den Arbeiten, die darauf gewebt werden sollen. Man wird sie natürlich nicht zu klein wählen, da man auf einem großen Rahmen große und kleine Arbeiten herstellen kann, nicht aber umgekehrt. Die gangbarsten Breiten liegen zwischen 50 und 80 cm. Die Länge des Rahmens spielt keine so wesentliche Rolle, da er je mit zwei drehbaren Rollen ausgestattet wird, auf die die Kettfäden in beliebiger Länge aufgerollt werden können. Der hier beschriebene Webrahmen (Abb. 21) ist für eine Webbreite von 60 cm gebaut. Es besteht aus sieben Teilen:
Zwei Seitenteilen mit je 2 Kammstützen, einem Kettbaum, einem Warenbaum und einem Kamm.
Abb. 21 Bezeichnung der einzelnen Teile am Webrahmen
1. Seitenteil
2. Kammstütze
3. Kettbaum
4. Warenbaum
5. Kamm
6. Rosettenstift (s. Abb. 24)
7. Bolzen mit Flügelschraube
8. Nut im Kettbaum
Als Werkstoffe sind Leisten aus Kiefernholz und Schrauben vorgesehen, die wir in den einschlägigen Geschäften in den passenden Stärken kaufen können. Es gehört nicht viel Erfahrung dazu, sich diesen Rahmen selbst zu bauen. Wir brauchen:
1. für den Rahmen:
2 Leisten (6 x 2 cm stark) je 80 cm lang,
4 Leisten (6 x 2 cm stark) je 11 cm lang
2 Leisten ( 5 x 1 1/2 cm stark) je 21 cm lang
2 Vierkanthölzer, ungefähr 3,5 cm lang,
2 Bolzen, 5 mm stark, 5 cm lang mit Unterlegscheiben und Flügelmuttern,
4 Rosettenstifte, 7 mm stark, 8 cm lang mit Unterlegscheiben und Flügelmuttern (Abb. 24)
1 Metallstange, 5 mm stark, 64 cm lang als Peitschenstock (Vgl. Abschnitt IV)
2. für den Kamm:
2 Nutleisten (2 x 2 cm stark), eine davon 59 1/2 cm, die andere 70 cm lang mit einer 10 mm tiefen und 5 mm breiten Nut,
7 m Leiste (8 x 4 mm stark).
Arbeitsgang
Die Leisten für die Seitenteile werden nach den angegebenen Maßen rechtwinklig zugeschnitten. Die 11 cm langen Leistenstücke werden an den vier Enden der beiden 80 cm langen Leisten rechtwinklig aufgeleimt und mit je zwei Schrauben festgeschraubt. Auf der Abbildung 21 sehen wir, dass je zwei gegenüberliegende Stücke einen 8 mm breiten Einschnitt erhalten, der bis zur Mitte des überstehenden Stückes geht, die beiden anderen erhalten im Mittelpunkt des überstehenden Stückes eine 8 mm starke Bohrung. In die Seitenleisten werden in bestimmten Abständen Löcher für die Befestigung der Kammstützen gebohrt.
Die Kammstützen (5 x 1 1/2 cm stark)werden zugeschnitten, am oberen Ende abgestuft und am unteren Ende mit einem Loch für die Befestigung auf den Seitenteilen mit Bolzen (Teil 7) versehen.
Die Vierkanthölzer für den Kett- und Warenbaum müssen genau rechtwinklig zugeschnitten werden. Hierbei und auch beim Einschlagen der Rosettenstifte müssen wir sehr genau arbeiten, damit der Rahmen nicht schief wird. Also ist es schon gut, hierauf etwas mehr Zeit zu verwenden. An allen vier Enden werden die Rosettenstifte vorsichtig in die Hornholzseiten eingeschlagen. Vorher müssen wir natürlich mit einem passenden Bohrer genügend tief vorbohren, damit das Holz nicht platzt. Gut ist es, die enden beim Einschlagen der Stifte in eine Hobelbank oder Schraubzwinge zu spannen.
Der Kettbaum erhält eine 7 mm breite und tiefe Nut (Teil 8) für den Peitschenstock. Das läßt man sich am besten beim Tischler machen. Der Peitschenstock wird in diese Rille hineingelegt und an mehreren Stellen mit Bindfäden festgebunden.
In den Warenbaum sägen wir in Abständen von 5 mm voneinander 5 mm tiefe Einschnitte mit einer feinen Säge. In diese Einschnitte werden später die Kettfäden eingelegt. Vor dem Sägen zeichnen wir die Einschnitte genau mit dem rechten Winkel auf, und zwar beginnen wir 2 cm vom Rande entfernt und enden auch so. Die Einschnitte werden sauber mit Sandpapier geglättet. Die Längskanten von beiden Hölzern werden mit dem Hobel oder grobem und feinem Sandpapier abgerundet.
Nun können wir unseren Rahmen zum erstenmal zusammensetzen. Die Kammstützen (Teil 2) werden mit den bolzen (Teil 7) an die Seitenteile (Teil 1) geschraubt. Die Stifte (Teil 6) des Warenbaumes werden in die Löcher, die des Kettbaumes in die Einschnitte der Seitenteile geschoben und, nachdem die Unterlegscheiben aufgelegt sind, mit den Flügelschrauben leicht klemmend festgeschraubt.
Die Nutleisten für den Kamm erhält man in Holzhandlungen oder beim Tischler. Die Nutleiste, die eine 10 cm tiefe und 5 mm breite Nut haben muss, wird in zwei Stücke von 70 cm und 59 1/2 cm Länge zersägt. Die dünnen Leisten (5×8 mm) glätten wir unzersägt mit feinem Sandpapier und runden die Kanten etwas ab. Dann erst werden sie in 11,5 cm lange Stücke zersägt. Diese werden, um das Einführen in die Nuten zu erleichtern, an den enden ein wenig abgeschrägt und dann mit Abständen von 2 mm in die kürzere Nute eingeleimt. Da diese Leiste statt 60 cm – (60 Hölzer, 8 mm breit und 2 mm Zwischenraum ergeben 60 cm) – und nur 59,5 cm lang sein darf, um nicht im Rahmen zu klemmen, müssen wir das erste und letzte Hölzchen ungefähr um 2 1/2 mm schmaler machen. So sparen wir die fehlenden 5 mm, auf jeder Seite 2 1/2 mm ein. Die eingeleimten Hölzchen werden mit dem Holzhammer leicht festgeschlagen und mit dem rechten Winkel genau ausgerichtet. Erst wenn der Leim fest geworden ist, wird die zweite Nutleiste geleimt, aufgesetzt und festgeschlagen. Genau auf Mittellinie werden mit einem 1- bis 2-mm-Bohrer Löcher durch die Stäbe bebohrt, die man dann mit Sandpapier, einer Rundfeile und einer gewachsten Schnur glättet, damit später beim Weben die Wollfäden nicht hängen bleiben und aufgerauht werden.
Wenn alle Teile des Rahmens mit Sandpapier geglättet sind, werden sie mit Bohnerwachs eingerieben und mit einem weichen Wolllappen blank geputzt.
Abb. 24. Rosettenstift
Nun müssen wir uns noch einige große und kleine Webnadeln aus Holz aussägen (Abb. 23.).
Abb. 23. Webnadel
Wir zeichnen die Form auf 5 mm starkes Holz auf und sägen sie mit der Laubsäge aus. Die beiden Enden und eine Längsseite werden mit Feile und Sandpapier abgeschliffen. Wir brauchen verschieden lange Nadeln, weil es sich am besten arbeitet, wenn die Länge der Nadel der Breite des Gewebes entspricht, so dass wir die Webnadel auch gleich zum Anschlagen der Schussfäden benutzen können. Beim Aufwickeln des Garnes auf die Nadel wickelt man erst einmal einige Runden um eine seitliche Nase der Nadel, und dann erst über die ganze Länge. So verhindert man, dass beim Arbeiten ein zweites Fadenende heraushängt.